Popstar Britney Spears, die Ende der 1990er und den 2000er Jahre große musikalische Erfolge gefeiert hat, hat mit “The woman in me” eine beeindruckende Autobiografie geschrieben- Sie war die letzten 13 Jahre in der Vormundschaft ihres Vaters gefangen. Umso beeindruckender, dass sie diese psychische Belastung in diesem Ausmaß so lang durchhalten kann. Heute ist Britney frei und fällt durch ungewohnte Postings auf, die bei der Geschichte allerdings durchaus Sinn ergeben. In der Autobiografie gewährt sie Einblick in ihre Erlebnisse und die Welt erfährt alles aus ihrer Sicht. Eine emotionale und empathische Reise, die vor allem sehr reflektiert wirkt.
Meine Meinung zu “The woman in me”
Als ich in meinen frühen Teenager Jahren war, hing an nahezu jeder Wand in meinem Kinderzimmer irgendwo ein Poster von Britney Spears. Sie war eine der Ikonen meiner Kindheit, Motivation genug, ihre Autobiografie zu Gemüte zu nehmen. Dass sie krass werden würde, war mir bewusst, immerhin habe ich nahezu alle medialen Ereignisse miterlebt. Nur eben aus der Sicht, wie die Medien es gezeigt haben. Unvergesslich der Fan, der damals rief “Leave Britney alone” und schon damals waren viele Fans auf der Seite des Popstars, die immer wieder – besonders seit der Trennung von Justin Timberlake – als die Verrückte dargestellt wurde.
Von der Biografie versprach ich mir also vor allem eine Sicht auf die Ereignisse, die vielleicht auch ein stückweit erklären, was viele Fans vermuteten. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Psychische Erkrankungen
Legendär ist sicherlich die Aktion, als Britney mit einem Lächeln auf den Lippen 2007 ihr langes Haar abrasierte. Danach wurde sie medial für vollkommen unzurechnungsfähig erklärt. Auch Paparazzi-Fotos von ihr am Auto mit einem Regenschirm bleiben unvergessen. Doch was genau waren die Hintergründe, habt ihr euch das jemals gefragt? Mich hat das Jahre beschäftigt, denn rein aus psychologischer Sicht ist so ein extremes Verhalten immer mit einer Vorgeschichte verbunden.
Und wow, in der Biografie erfahren wir von diversen psychischen Erkrankungen. Da ich selbst auch von mentalen Erkrankungen betroffen bin, habe ich mich an der Stelle besonders verbunden gefühlt. Alles, was sie berichtet gibt Aufschlüsse darüber, wie es ihr ergehen musste und trotzdem war sie immer die nette Frau, ließ sich selten was anmerken, wie zerbrochen sie im Inneren wirklich war und ist.
Macht
Eines der Themen, die sich wie ein roter Faden durch die Biografien ziehen, ist die Macht und wie Menschen diese gegen Britney ausübten. Vielleicht ist es daher auch wichtig, dass Britney in der Biografie lang vor ihrer Geburt mit der Geschichte beginnt. Sie will aufzeigen, dass selbst Menschen wie ihr Vater Opfer sind – was nicht legitimiert, selbst zu Täter*innen zu werden. Ganz klar. Er hätte es besser machen können. Britney wollte ihrer Familie mit dem Erfolg und dem Geld ein besseres Leben ermöglichen. Der Dank? Nun, das müsst ihr selbst lesen.
Auch andere Menschen, die später in ihr Leben traten, übten unglaubliche Macht auf sie aus. Es machte mich teils ohnmächtig. Wieder eine Frau, die Opfer ist von patriarchalen Strukturen. Wann hört es endlich auf? Und so fühlte ich in manchen Kapiteln so viel Wut gegen diese Menschen mit dem Machtmissbrauch und so viel Mitgefühl für Britney Spears.
Schreibstil /Sprachstil
Es ist kein hochkomplexes Buch in Sachen Sprache und das habe ich nie erwartet. Es ist einfach gehalten und bietet so die Möglichkeit, dass auch nahezu jeder Mensch die Chance hat, sich ihre Seite der Geschichte anzuhören. Das gefiel mir sehr gut, weil auch so vermittelt wurde, wie unglaublich empathisch, verletzlich und reflektiert sie heute ist. Sie gesteht sich zu, damals Fehler gemacht zu haben, weil sie es nicht besser wusste. Selbst in der Kritik an den verschiedenen Menschen, die ihr nicht gut taten, versuchte sie in den Worte auch immer noch Schuld bei sich zu finden. Bemerkenswert. Da missbrauchen Menschen ihre Macht gegenüber Britney Spears und sie sucht noch immer Schuld bei sich. Wie gebrochen wurde sie?
Musik
Der Song “Overprotected” von ihrem ihrem Album “Britney” war damals bereits einer meiner liebsten Songs und bekommt in der Biografie einen Platz, der noch einmal anders über Britneys Leben nachdenken lässt. Sowieso waren diverse Ereignisse und Songs dabei, die alles in ein anderes Licht rücken lassen. Wenn ihr das Buch gehört/gelesen habt, wird euch das Musikvideo zu “Everytime” danach anders denken lassen.
Sowieso war die Erwähnung von Menschen aus dem Musik-Biz, die sie bis heute wertschätzt deutlich spürbar. Hingegen bekamen einige wenige, u. a. ihr Ex-Freund Timberlake ordentlich Kritik ab. Ob zurecht oder nicht, möchte ich an der Stelle ohne Wertung lassen, denn immerhin war ich in keiner der Situationen dabei und kenne niemanden persönlich.
Die Sprecherin
Die Sprecherin Jodie Ahlborn hat die Story sehr gut vermittelt. Ihre ruhige Stimme konnte die teils dramatischen Ereignisse ziemlich sanft an mich tragen. Sie hat es sehr angenehm vorgetragen und so konnte ich ihr auch noch bei 1,5x Geschwindigkeit sehr gut folgen.
Mein Fazit
“The woman in me” habe ich in wenigen Stunden durchgehört und es war nicht einmal schockierend, was sie alles berichtete. Ich rechnete damit, dass es heftig wird, umso mehr bewegten mich die vielen Hintergründe und Gedanken der ehemaligen Sängerin. Sie hat die Chance ihrer Freiheit genutzt, und eine Biografie veröffentlicht, die bewegt und sicherlich einige Meinungen über sie ändern wird. Das ganze schafft sie auf einer ungewohnt empathischen und reflektierten Art, in der sie keine allgemeinen Schuldzuweisungen macht, sondern von Ereignissen und Handlungen erzählt. Es war sehr beeindruckend und hat mich als Fan wieder ein Stück näher zu ihr gebracht.
Ich hoffe innig, dass sie ihre Freiheit nutzen kann und mit sich wieder in Einklang kommt. Es wäre ihr so sehr zu wünschen, nach allem, was sie Dekaden durchmachen musste. Besonders in Erinnerung blieb mit die Stelle, als sie von den “Free Britney” Protesten berichtete. Es rührte mich zu Tränen, wie sie davon erzählt. Sie ist und bleibt eine beeindruckende Frau, die nach so viel Misthaufen in ihrem Leben jetzt die Chance hat, ein neues Buch zu schreiben, in eigener Regie und so, wie sie die Kapitel gestalten möchte. Ich wünsche ihr alles erdenklich Gute dabei.
Free Britney. Finally.
Triggerwarnungen
Was mir leider im Buch vorab gefehlt hat, sind diverse Triggerwarnungen. Daher vorab die Warnung an euch, wenn ihr mit folgenden Themen Probleme habt, überlegt euch, ob es gerade der richtige Zeitpunkt ist, das Buch zu sich zu nehmen:
- Gewalt
- Machtmissbrauch
- toxisches Verhalten
- Schwangerschaftsabbruch und Fehlgeburt
- psychische Erkrankungen
- Drogen- und Alkoholkonsum
Buchdaten
Titel (Deutsch) | The woman in me – meine Geschichte |
Titel (Original) | The woman in me |
Autorin | Britney Spears |
Gesprochen von | Jodie Ahlborn |
Typ | Hörbuch |
Sprache | Deutsch |
Genre | Biografie |
Länge | 6 Stunden, 26 Minuten |
Seiten | 288 |
Altersempfehlung | keine Angaben |
Erscheinungsdatum | 24.10.2023 |
Verlag | Der Hörverlag |
EAN | 9783844548686 |
Bei Thalia.de shoppen * | Thalia.de |
Bei Buecher.de shoppen * | Buecher.de |
Bei Osiander.de shoppen * | Osiander.de |