Buch-Rezension | Alicia Zett: “Wie Wellen im Sturm”

Alicia Zett gelingt mit “Wie Wellen im Sturm” der Auftakt einer neuen Reihen, die vielversprechend startet. Authentische Gedanken, die kein Blatt vor dem Mund nehmen (hält sie ja auch niemand außer Louise auf) und auf so vielen Ebenen für Sensibilisierung sorgen, finden ihr Gehör. Der erste Band der Reihe ist ein Sapphic Buch und eine Enemies to Lovers Geschichte, die es in sich hat. Gleichzeitig ist sie sehr empathisch und sensibel, dass ich mich nur verlieben konnte: in Lou und ihre Love Interest, die Freund*innen von Lou und das Setting vom Internat Schloss Mare. Es zählt für mich zu einem der am besten geschriebenen Werke von Alicia Zett. Absolute Empfehlung.

Meine Meinung zu “Wie Wellen im Sturm”

Louise ist 16 Jahre und lebt bei ihren Großeltern und Bruder Peter. Eines Tages bekommt sie die Möglichkeit auf das Internat Schloss Mare zu wechseln. Dank der Mithilfe ihrer Lehrerin und Direktorin bekommt sie ein Stipendium, da sie ein ungewöhnliches Talent für’s Geschichten schreiben hat. Doch eine neue Schule bedeutet auch viele neue Menschen. Das ist gerade für die introvertierte Jugendliche eine Herausforderung. Und es bleibt nicht die einzige Herausforderung.

Ihre frühere beste Freundin Leonie und sie verbindet ein Geheimnis, das Louise vor einigen Jahren schwer verletzt hat. Ein Geheimnis, das in ihrer aktuellen Geschichte eine Welt findet, ausgelebt zu werden. Ein Geheimnis, das so viel Angst in ihr aufstaut. Wird sie darüber hinwegkommen und sich öffnen können? Vielleicht kann ihre neue Mitbewohnerin Mika helfen. Immerhin ist sie selbstbewusst und Kapitänin des Fußball-Teams.

Louise und Mika

Völlig unschuldig wartet Lou auf ihre Mitbewohnerin, als diese mit einem Jungen ins Zimmer geht und irgendwas von einer Fake Beziehung erzählt. Ach herrje, wo ist Lou da nur reingestolpert? Moment, Mika ist doch selbst mit dem großen Geheimnis ins Zimmer gestolpert. Wieso sollte Lou ein schlechtes Gewissen haben? Mika ist also die Mitbewohnerin von Lou im Internat und zugleich die Kapitänin des Mädchen Fußball-Teams. Na großartig. Der erste Kontakt war nicht besonders glücklich. Ob Mika sie jetzt dafür hasst?

Louise und das Schreiben

Lou liebt es zu schreiben. Allein die Szene am Anfang des Buches erinnerte mich an Jo aus “Eine fröhliche Familie“, einem Anime von 1987. Lou lebt förmlich in ihrer Fantasy-Welt. Ich konnte das so nachempfinden. Wie viele Gespräche ich im Kopf schon mit meinen unzähligen Charakteren führte. Lou ist immer wieder im Austausch mit ihrer Heldin, die ihr gleichzeitig immer Mut zuspricht, die Dinge zu tun, für die sie sich oft zu ängstlich fühlt. Doch am Ende des Tages: Wer hat hier wirklich den Mut gehabt, Lou?

Louise und Fußball

Autorin Alicia Zett hat gerade in der Welt des Fußball-Teams in “Wie Wellen im Sturm” viel Herzblut einfließen lassen, das habe ich beim Lesen gespürt. All die Ängste und Gedanken, die sie vielleicht ebenfalls in dem Alter hatte, lässt sie durch Louise verkörpern. Es ist authentisch und ich habe mich gerade in den Szenen der Umkleiden und Gemeinschaftsduschen wiedererkannt. Wie viel Angst ich selbst als Teenie hatte, vor allem, weil ich zu der Zeit noch tief im Closet war. Etwas witzig wird es, dass es Lou öfters knallhart zu spüren bekommt, wenn die Gefühle für ihre Love Interest wieder verrückt spielen.

Unverhofft kommt oft

So sehr Louise vor Angst fast zusammenbricht, ob der vielen neuen Menschen und Eindrücke, so schnell findet sie auch Menschen, die sie für ihr selbst lieben lernen. Dabei bleibt Lou sich stets treu. Ebenso authentisch bleiben auch die anderen, teils queeren Charaktere, die mit jedem Kapitel eine neue Tiefe gewinnen. Wir haben aus dem queeren Spektrum einige Charaktere, die ihre Repräsentation finden. Typisch Zett!

Ich mag Lou und ihre Love Interest als Paar, dennoch schlägt mein Herz für Toni – Mitspielerin in Lous Fußball-Team, deren Innenleben und Geschichte wir in Band 2 noch detaillierter erleben dürfen. Die wichtigsten Menschen für Lou sind so unterschiedlich und doch verbindet sie alle die Liebe für Lou, sei es Familie, Freundinnen oder andere Bekanntschaften. Lou hat eine Art an sich, dass Leute sie gern haben möchten. Wenn sie von ihrem Notizbuch aufblicken und kurz in der Realität leben würde, könnte sie das selbst sehen.

Die Sprecherin

Sprecherin Hannah Schepmann hat eine sehr angenehme Stimme, der man gern folgt. Sie hat die vielen Gedanken aus Lous Kopf emotional und authentisch zum Ausdruck gebracht. Zu jeder Zeit konnte ich den Gefühlen von Lou folgen. Ihre Stimme hat Lou wunderbar verkörpert und zum Leben erweckt.

Mein Fazit

Meiner Meinung nach ist das Buch “Wie Wellen im Sturm” eines der best geschriebensten Werke von Alicia Zett. Sie hat eine harmonische Welt auf Schloss Mare geschaffen, die in zwei weiteren Bänden fortgeführt wird. Die Gefühlswelt von Louise ist zu jeder Zeit nachvollziehbar. Sie wächst im Buch und lernt immer mehr, was es bedeutet, Mut zu haben. Genauso mutig zu sein, wie die Protagonistin ihres Fantasy Romans.

Ihr Selbstbewusstsein und die Selbstsicherheit werden spürbar stärker und so bereiten ihr frühere Probleme mit der Zeit seltener Sorgen. Lou lernt für sich und ihre Gefühle einzustehen und das macht sie zu einer starken Charaktere, die ich am Ende gern ins Leben loslasse. Ihre authentischen Gedanken, die kein Blatt vor dem Mund nehmen (hält sie ja auch niemand – außer Louise selbst – auf) und auf so vielen Ebenen für Sensibilisierung sorgen, finden ihr Gehör.

Etwas witzig finde ich die popkulturellen Easter Eggs. Ich für meinen Teil habe mich total abgeholt gefühlt, denn Fall out boy, Panic! at the disco und Co. habe ich gehört, als ich 17 Jahre alt war! Ist nur schon ein paar Jahre her.

“Wie Wellen im Sturm” ist eine absolute Empfehlung und ich freue mich schon jetzt auf Band 2, wenn wir in das nächste Schuljahr mit Toni einsteigen werden. Und wie wird es dort mit Lou weitergehen? Wird Lou das Schreiben weiterverfolgen?

Die Buchreihe

• “Wie Wellen im Sturm”, Band 1
• “Wie Melodien im Wind”, Band 2
• “Wie Farben im Regen”, Band 3

Buchdaten