Buch-Rezension | Alice Oseman: “Loveless”

Lang, zu lang, lag “Loveless” von Alice Oseman auf meiner Wunschliste. Heute frage ich mich, was mich denn so daran gehindert hat, das Buch nicht schon viel früher zu lesen. Denn Georgia nimmt uns mit auf ihrer Reise zu sich selbst und nebenbei erleben wir so viele queere und diverse Charaktere, dass mir einfach nur das Herz aufgehen konnte. Das Thema aromantisch (kurz: aro) und asexuell (kurz: ace) wird hier so sensibel wie verständlich erzählt, dass ich die persönliche Betroffenheit der Autorin in Szene spüren konnte. Mein Herz hing vor allem an den beiden Nebencharakteren, die ich in einer Tour geshippt habe.

Meine Meinung zu “Loveless”

Georgia ist 18 Jahre alt und könnte von so vielen Erfahrungen aus ihrem bisherigen Leben berichten, doch direkt zu Beginn ihres Studiums wird sie drauf gestoßen, dass sie ungeküsst ist. Warum sowas auch heute noch ein riesiges Ding ist, kann natürlich vor allem auf das Alter bezogen werden (denn aus Erfahrung: es gibt auch Menschen weit über 20, die ungeküsst sind). Doch für Georgia beginnt mit diesem Gespräch der Prozess im Kopf. Ist an ihr etwas falsch?

Pip und Georgia

Die Dynamik der beiden Freundinnen ist so unglaublich schön, dass ich allein diese Freundschaft geshippt habe. Pip ist PoC, offen lesbisch und auch eher unglücklich im Liebesleben. Nur, dass ihr Pool an potenziellen Partner*innen deutlich kleiner ist. Das ist für sie oft besonders tragisch, während ihre beste Freundin einen komplett anderen Kampf im Herzen führt.

Rooney, ach Rooney

Ausgerechnet die aufgedrehte Rooney wird die Zimmergenossin von Georgia. Das führt immer wieder zu Problemen vor allem zwischen Rooney und Pip. Pip sieht in Rooney nämlich eine große Gefahr für die Freundschaft zu Georgia. Dass hinter Rooney noch eine ganz andere Facette steckt, wird die Beziehung zwischen ihr und Georgia noch einmal komplett neu aufrollen. Speziell wird jedes Aufeinandertreffen von Rooney und Pip, was in mir von Anfang an eine Verliebtheit auslöste. Ich wollte jeden Moment zwischen den beiden genießen, egal, wie sehr sie sich gerade am streiten waren. Dabei ist doch beiden nur eine Person wichtig: Georgia.

Sprecherin

Da ich es mit Hörbüchern oft sehr schwer habe, weil ich empfindlich bin, was Stimmen betrifft, war ich mehr als glücklich, dass ich das Hörbuch nur so aufsaugen konnte. Nicole Silbermann spricht sehr angenehm und jede Charaktere war sehr gefühlvoll vorgetragen. So konnte ich nicht nur der Geschichte folgen, sondern auch emotionale Bindungen zu den Charakteren aufbauen. Chapeau!

Mein Fazit

Vielleicht hatte ich so viel Angst vor dem Buch, weil ich selbst lange Zeit dachte, ich wäre asexuell, weil ich weder romantische noch sexuelle Anziehung Männern gegenüber empfinde. Am Ende stellte sich raus, dass ich lesbisch bin. Dennoch schwirrte alle die Jahre immer der Gedanke mit, dass ich doch ace sein könnte. Das Buch hat mir jedoch gezeigt, dass ich weder aro noch ace bin. Vielmehr jedoch offenbarte es mir die Welt von aro-ace Menschen, die so wunderschön anders ist. In meinem Umfeld habe ich einige, die sich aro/ace zugehörig fühlen. Sie finden in dieser Geschichte endlich eine Repräsentation.

Das Hörbuch war grandios! Die Art und Weise wie Georgia und die anderen Charaktere vorgetragen wurden, hat sie für mich unglaublich lebendig gemacht. Die Welt, die Alice Oseman geschaffen hat, war und ist ein Zufluchtsort, in dem ich mich mehr als wohl fühle. So viel Queerness und so viel Gefühl, die jede Charaktere so sympathisch macht. Das Hörbuch fliegt nur so dahin und man der Geschichte super folgen. Heute bereue ich, dass ich das Buch nicht früher gelesen/gehört habe, bin aber glücklich, dass ich diese Geschichte endlich zu meinen Schätzen zahlen kann. Eine absolute Empfehlung.

Buchdaten