Soweit ich mich erinnern kann, habe ich immer Serien geliebt, in denen es Frauen gibt, die für sich und ihre Meinung immer eingestanden sind. Darüber hinaus waren in den meisten Sendungen sogar queere Frauen dabei. Heute möchte ich euch meine Lieblingsserien mit inspirierenden und queeren Charakteren vorstellen. Die Liste hat keinerlei Ranking (und ist sicherlich auch nicht vollständig).
Obacht, es wird Spoiler geben!
Xena: Die Kriegerprinzessin
Natürlich muss ich damit anfangen. Für alle, die sich jetzt fragen: Who is Xena? Nun, ihr habt offenbar einen wichtige Erfahrung im Leben nicht gemacht, ihr habt diese Serie verpasst. Xena ist eine Kriegerin, die zunächst als Anführerin der Gesetzeslosen unterwegs ist. Als sie eines Tages die Bardin Gabrielle trifft, verändert sich ihr Wesen und sie kämpft fortan für das Gute. Die Serie zeichnet sich vor allem durch sehr viele Kampfszenen und demnach auch Gewalt aus. In Deutschland wurden deswegen auch einige Folgen zensiert ausgestrahlt[1]. Gabrielle und Xena bestreiten 134 verschiedene Abenteuer und vermitteln vor allem: Unterschätze niemals Frauen. Mir persönlich gefiel vor allem die sehr enge Freundschaft der Frauen, die füreinander jeder Zeit in den Kampf zogen.
Für viele der LGBTIAQ+ Community zählen sie zu den wichtigsten lesbischen Paaren (obwohl sie offiziell nie zusammen waren[2]). Für mich persönlich war die Serie Pflichtprogramm am Wochenende. Ich erinnere mich nicht mehr an viel von der Serie, aber hauptsächlich, dass ich immer dachte, dass die beiden zusammen sind und das fand ich schon als Kind wunderbar. Unvergesslich bleibt der Kampfschrei von Xena. Die Serie lief von 1995 bis 2001.
Buffy – Im Bann der Dämonen
Ich kam erst spät zu Buffy, nämlich 2001. Damals liefen mittwochs auf ProSieben immer Charmed und Buffy im Abendprogramm. Wenn ihr automatisch dieses tolle Intro von Joss Whedon im Kopf habt, dann wisst ihr genau, warum diese Serie auf dieser Liste stehen muss. Joss Whedon hatte damals die Vision einer Frau, die gegen Bösewichte kämpft. Er wollte mit dem Stereotyp brechen, dass kleine, blonde Frauen nur “Dummchen” sind. Congrats, das hat absolut funktioniert. Buffy wurde zu einer Ikone Ende der 90er. Sie ist die Jägerin, die eine Auserwählte, die gegen Vampire und die Mächte des Bösen kämpft. Doch anders als ihre Vorgängerinnen, die meist ein eher kurzes Leben hatten, schafft es Buffy immer wieder dem Tod zu entkommen. Buchstäblich, das besingt sie sogar in der einen Musical Folge der 6. Staffel.
Buffy ist eine absolute Power Frau und ein Idol vieler Menschen meiner Generation. Sie zeigt immer wieder, dass man nicht perfekt sein muss. Dagegen muss sie neben ihrer “höheren Aufgabe” auch noch mit den normalen Problemen einer heranwachsenden Frau klar kommen. Außerdem werden im Laufe der sieben Staffeln auch die alltäglichen Teenager Probleme dargestellt. So auch das Coming Out einer Person des Hauptcasts. Die Rede ist von Willow, dem einstigen Nerd-Mädchen, welches kaum Freunde hatte. Doch Buffy sah in ihr von Beginn an etwas Besonderes und so wurden die beiden beste Freundinnen. Nein, Buffy und Willow wurden nie ein Paar (auch das wurde in Staffel 5 mal thematisiert, Stichwort: Spikes Roboter). Die Entwicklung von Willow war wohl die krasseste: Das unscheinbare Nerd-Mädchen wurde zu einer heißen, lesbischen Hexe. Und mit ihr kam das lesbischen Couple, welches wohl den meisten (meiner Generation) die Augen für die eigene Sexualität öffnete. Buffy lief von 1997 bis 2003.
One day at a time
Habt ihr von dieser Serie schon gehört? Nein? Dann solltet ihr das nachholen. In der Serie geht es grundlegend um die kubanische Familie Alvarez, die den alltäglichen Probleme im Leben begegnen muss. Neben feministischen Charakteren, wird hier auch das Thema Sexualität und Gender angebracht. Elena entdeckt, dass sie auf Frauen steht. Später verliebt sie sich in Syd, einen Non-Binary Teenager, mit den Pronomen “They/Them”[4]. Elena selbst ist eine absolute Feministin und setzt sich für mehr Sichtbarkeit und gegen Sexismus ein, selbst, wenn Sexismus durch ihren jüngeren Bruder kommt. Elena hat ihr Herz am rechten Fleck und steht für das ein, woran sie glaubt. Und mit Syd an der Seite, bilden die beiden ein grandioses queeres Paar.
Was mir an der Serie so unglaublich gut gefallen hat, ist der Umgang mit den aktuellen Themen und Problemen. Besonders stark find ich den Umgang und die Integration von Diversität. Die Serie ist nicht perfekt, denn niemand ist es. Aber sie zeigt, wie man mit bestimmten Problemen im Leben besser umgeht, oder wie man mit Menschen besser kommuniziert, z.B. bei dem Thema Syd und den Pronomen They/them. Die Staffeln 1-3 wurden von Netflix produziert. Die Serie wurde danach leider von Netflix abgesetzt, wurde kurz danach aber von Pop übernommen und ist seit 2020 bei CBS[5]. One day at a time wurde 2017 veröffentlicht und besteht weiterhin (aktuell 4 Staffeln).
Supergirl
Jede:r kennt Superman, aber kennt ihr schon seine Cousine? Nein? Dann solltet ihr es nachholen. Kara Zor-El, oder wie sie auf der Erde heißt Kara Danvers, stammt wie ihr Cousin Clark von Krypton[6]. Sie sollte ursprünglich auf ihn aufpassen, ihr Schiff geriet allerdings in die Phantomzone. Superman hat indes die Erde erobert, als Karas Schiff auf eben dieser landet. Sie wird von Familie Danvers aufgezogen. Sie ist sich ihrer Kräfte stets bewusst. Da ihre eigentliche Aufgabe (auf Clark aufzupassen) nun obsolet ist, beginnt sie ein eigenes Leben zu leben. So normal es eben geht, bis zu jenem Tag, als ihre Zieh-Schwester Alex in einen Flugzeugunfall verwickelt wird. Supergirl wird geboren.
Zugegeben, die ersten 1-2 Staffeln sind noch sehr holprig, aber ich verspreche euch, dass es besser wird. Die Dreharbeiten der fünften Staffel mussten wegen COVID-19 unterbrochen werden und es wurde bereits bekannt, dass die 6. Staffel die letzte sein wird[7]. Die Serie wird spätestens ab Season 4 politisch, feministisch und zeigt Probleme, die nicht nur der fiktiven Welt Schmerzen bereitet. In Staffel 1 erlebt man mit Cat Grant eine badass Inhaberin eines weltweiten Magazins, die schon mit Beginn der Serie Akzente des Feminismus zeigt und sich für mehr Rechte der Frauen einsetzt.
Aus dem Supergirl-Fandom shippen unglaublich viele Kara und Lena Luthor (inkl. mir). Aber auch ohne die beiden gibt es eine Vielzahl queerer, inspirierender Frauen. Alex und Maggie beispielsweise. Alex erkennt mit Anfang 30, dass sie auf Frauen steht, was vor allem mir die Augen öffnete, dass es okay ist, auch “so spät” zu sich zu finden. In späteren Staffeln wird es auch eine trans Superheldin geben, gespielt von einer trans Schauspielerin (die sich auch abseits lautstark für die trans people einsetzt)[8]. Supergirl läuft seit 2015 (und bekommt ab Staffel 5 ENDLICH einen neuen, nicht-sexistischen Anzug).
The 100
In der Sci-Fi Serie, die mittlerweile (in den USA) nach 100 Folgen und 7 Staffeln ihr Ende fand, gibt es so viele queere Charaktere und es fühlt sich gut an. In der Serie geht es darum, dass 100 Jugendliche auf die verseuchte Erde geschickt werden. Alles Straftäter:innen, die sowieso auf der Todesliste standen, sollen erforschen, ob die Erde wieder bewohnbar ist. Die Erde wurde vor vielen Jahren radioaktiv verseucht und alles Leben ausgelöscht. Alles Leben? Nein. Und so begegnen die Leute aus dem All eben auch Erdbewohner:innen, die sich angepasst haben. Ein Kampf ums Überleben beginnt. Soweit so gut.
Allen voran kämpft Clarke Griffin, eine bisexuelle Frau. Mit ihr wird es drei Staffeln lang DAS Couple und Shipping der Serie geben: CLEXA. Aber auch andere Charaktere werden im Laufe der Serie als queer aufgezeigt und zwar ohne Fingerzeig, sondern so selbstverständlich wie es nun mal sein sollte. Clarke ist meine Lieblingscharaktere, Clexa mein Lieblingsshipping der Serie. Ja, ich feiere auch die anderen Frauen wie Raven oder Octavia, später auch Echo und Madi. Clarke war aber die erste und dieses Shipping brachte mein eigenes Coming Out weiter voran. The 100 lief von 2014 bis 2020.
Once Upon A Time
Was passiert, wenn Märchen auf die Moderne Welt treffen? Was, wenn es einen Fluch gibt, der alle Märchenfiguren in unsere Welt katapultiert? Diese Fragen werden bei Once Upon A Time beantwortet. Alle Menschen, die mich näher kennen, wissen, wie sehr ich diese Serie liebe. Sie hat mir persönlich von 2012-2018 eine wunderschöne Zeit bereitet und gleichzeitig den letzten Tritt meines Coming Outs gegeben (hier berichtete ich darüber). Die Serie besticht mit Frauen, egal ob Snow White, Emma Swan oder Regina Mills, die in ihrer Art Inspiration für so viele Menschen sind. Immer wieder gibt es Andeutungen in Richtung Queerness. Beginnen wir mit Mulan, die in der zweiten Staffel dazustößt. Sie wurde schnell zu einer meiner Lieblinge (bis heute). Sie verliebt sich in Aurora, bricht dann aber den Kontakt ab und geht auf Reisen. Dort trifft sie auf Dorothy und Red. Das ist allerdings eine Neben-Neben-Nebenstory, die man in einer Folge irgendwann abhandelt. Besiegelt mit einem unerwarteten Liebescomingout von Red gegenüber Dorothy. Das war’s. Bis dahin.
Dann kam die siebte Staffel, die eigentlich eher ein Spin Off der Serie ist. Die Macher:innen der Serie haben dazu gelernt und auf die Fanrufe gehört. Und so bekam das Fandom ein wlw Couple namens “Mad Archer”. Die Geschichte der beiden bekommt sogar mehr als drei Folgen und endet in einem total unerwarteten Finale, in dem man davon sprechen kann, dass sie hier der Hauptcast wurden. Ich habe mich in diese beiden total verliebt und verdanke ihnen mein eigenes Coming Out. Once Upon A Time lief von 2011 bis 2018.
She-Ra und die Rebellen-Prinzessinnen
Wenn du eine Serie suchst, in der es keinerlei Repräsentation von Hetero-Paaren möchtest, dann empfiehlt sich She-Ra. In dem Animationsfilm aus dem Hause Dreamworks wird die 80er Originalversion neuaufgelegt und so bunt und schrill gemacht, dass man sich nur verlieben kann. Die Protagonistin Adora flieht aus der Horde und wird zufällig She-Ra die Rebellen-Prinzessin. Ihre beste Freundin Catra findet das nicht toll und wird die große Antagonistin der Serie. Und dabei wartet das Fandom in fünf spannenden Staffeln darauf, dass die beiden endlich zusammenkommen. Aber auch die anderen Charaktere haben was zu bieten. Bisexuell, schwul, lesbisch, trans und non-binary[11]. Für sie alle wurde ein Platz der Repräsentation gefunden. Mit dabei auch mlm und wlw Elternpaare. Ach und BiPoC haben wir auch dabei.
Die Serie besticht mit Diversität, also: Warum hast du sie noch nicht gesehen? She-Ra wurde von 2018-2020 produziert und ist auf Netflix verfügbar.
The Bold Type
In dem Amazon Prime Original verfolgen wir die Leben der drei besten Freundinnen Jane, Kat und Sutton[9]. Jane wurde als Autorin beim berühmten, feministischen Frauenmagazin “Scarlet” angestellt. Kat arbeitet dort als Social Media Managerin und Sutton ist Assistentin mit dem Traum in den Modebereich des Magazins zu gehen. Die Serie bespricht aktuelle Themen wie Bodyshaming, Queerness und Frauen in einer heteronormativen Welt. Und ja, auch sehr früh lernen wir mit Kat eine Frau kennen, die entdeckt, dass sie lesbisch ist. Ich bin selbst erst bei der Mitte der zweiten Staffel und bin bereits jetzt von der Vielfalt der Serie überrascht. Aktuell gibt es vier Staffeln der Serie. The Bold Type läuft seit 2017.
Wynonna Earp
Meine aktuelle Lieblingsserie ist diese Comic-Adaption, die in den USA auf dem Privatsender SyFy läuft. Wynonna Earp kommt an ihrem 27. Geburtstag zurück nach Purgatory und wird damit die Erbin. Als Earp-Erbin ist es ihre Pflicht den Revenants den Gar ausblasen und den Earp-Fluch zu brechen, der irgendwann im Wilden Westen entstand[10]. Doch eigentlich hat sie da so gar keinen Bock drauf. Sie wollte nur zur Beerdigung ihres Onkels, dem letzten Erben. Alle erwarten, dass ihre kleine Schwester Waverly Erbin wird, immerhin hat sie dafür alles studiert. Doch es kommt, wie es kommt und Wynonna kann ihrem Schicksal nicht entfliehen.
Kurz nach ihr kommt auch eine neue Polizistin nach Purgatory und damit beginnt eine wlw Lovestory, auf die wir alle SO LANGE gewartet haben: Way Haught. Nicole Haught trifft auf Waverly Earp, als sie sich den Leuten vorstellt und verliebt sich. Doch Waverly ist in einer Beziehung mit Champ. Seit sie Nicole kennt, hat sie aber immer weniger Interesse an ihm. Über drei Staffeln erleben wir hier eine Lovestory, die es so bisher noch nicht oft gab: Niemand stirbt. Seit diesem Jahr gibt es eine vierte Staffel und die hat sich sehr stark auf die wlw Story von Waves und Nicole konzentriert und den Fans das gegeben, was sie wollten.
Auch sonst ist die Serie Feminismus pur und eine absolute Empfehlung. Bis Oktober 2020 auch auf dem dt. Netflix (bis zur 2. Staffel), seit 11. November 2020 auf SyFy (mit allen vier Staffeln!) – Danke Earpers[12]! Wynonna Earp läuft seit 2016 mit einer Unterbrechung zwischen 2018-2020.