Podcast-Rezension | "Ach, Papperlapapp"
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KategorienAuf die Ohren

Podcast-Rezension | “Ach, Papperlapapp”

Podcasts sind eine tägliche Begleitung durch den Alltag. Es gibt sie für unterschiedliche Themen. Und dann gibt es Podcasts wie “Ach, Papperlapapp”, die theoretisch ein Thema haben und dann doch so viel mehr sind. Lauscht man Marie und Juli bei ihrer montäglichen neuen Folge, ist es wie ein Schnack mit Freundinnen. Sie sind so echt, dass man sich gern mit ihnen hinsetzt und Probleme anderer an Beispielen eigener Erfahrungen bespricht. Alltägliche Themen aus der Welt der LGBTQIA+, Liebe und dem Leben. Denn am Ende gehört alles zusammen und genau so selbstverständlich wird es in ihrem Podcast thematisiert.

Mir fällt es schwer, Hörbücher oder Podcasts zu finden, denen ich auf Dauer zuhören kann. Das hat zum einen mit meiner Hochsensibilität zu tun, zum anderen, weil mich die meisten Stimmen auf Dauer einfach nerven. Mich nerven chauvinistische Altherrenwitze und davon gibt es auch in der Podcast-Welt zu viele. Und dann gibt es da diesen “kleinen” Podcast von Marie und Juli aus Düsseldorf. Der ist anders, erfrischend und entwickelt sich von der ersten Folge stetig weiter. Auch die beiden entwickeln sich. Mit dabei eine Baustelle, die Liebe zu Hunden, flache Witze auf einem besonderen Niveau auf Augenhöhe und Boobies.

Aller Anfang ist schwer? Ach, papperlapapp!

Aufmerksam wurde ich auf den Podcast schon Anfang des Jahres, damals hatte ich keinen Nerv für Podcasts. Vor knapp einem Monat wollte ich meine Einsamkeit in der Single-Bude zwischen Freizeit und Home-Office überbrücken. So kam es zufällig, dass deren Instagram Account einen Beitrag von mir mit “gefällt mir” versah. Und mir fiel ein: Stimmt! Den Podcast wollte ich ja mal hören. So begann meine Sucht. Die erste Podcast-Folge von “Ach, Papperlapapp” wurde (laut Spotify) am 10. Juni 2019 veröffentlicht. Stand heute gibt es sechsundsiebzig Folgen.

Die Themen? Am Anfang stark auf LGBTQIA+ Themen fokussiert, obwohl sie das selbst gar nicht so in den Vordergrund stellen wollten. Aber auch sie merkten schnell, dass ihr Podcast für genau das wichtig war, warum Menschen laut mit Flaggen rumlaufen, ihre Sexualität feiern und CSDs feiern: Sichtbarkeit. Juli spricht in einer späteren Podcast-Folge davon, dass es ihr unangenehm sei, an die alten Folgen zurückzudenken. Ich habe in einem knappen Monat alle Folgen gehört und kann sagen: Es ist okay. Man spürt mit jeder Folge eure Entwicklung. Lobenswert dann eben auch, dass beide ihre Meinungen von früher hinterfragen und klar Stellung beziehen, dass sie es heute anders machen würden. Entwicklung gehört dazu. Selbstkritik auch.

Auf einen Kaffee

Je mehr Folgen man von dem Paar aus Düsseldorf hört, desto mehr bekommt man das Gefühl, sich montags auf einen Kaffee irgendwo in Düsseldorf zu treffen, zwischen Baustellendrama und Hundpension. Und es ist schön. Es tut gut. Wie sicherlich viele von uns wissen, ist der Schnack mit Freund:innen immer Gold wert, vor allem, wenn sie sich die Probleme anhört, wenn ich mir ihre anhöre. Wenn wir einfach zusammensitzen und schnacken. So geht es mir mit jeder Folge von “Ach, Papperlapapp”. Mittlerweile sind die Themen deutlich breiter. Marie hat einen Gedanken und überrollt Juli mit dem Thema in der Folge. Manchmal haben sie auch genug Vorlaufzeit, um sich Studien rauszusuchen. Immer mit dabei: Die Baustelle.

In eineinhalb Jahren Podcast erlebt man auch Dinge aus deren Alltag. Die Baustelle ihres gekauften Hauses ist immer wieder präsent. Für beide wurde der Podcast in schwierigen Zeiten unbewusst eine eigene Therapie-Sitzung, die sie mit anderen teilten und damit wiederum unbewusst halfen. Für mich persönlich war es eben das Treffen mit Menschen, damit ich mit meinen Gedanken nicht mehr allein war. Ich konnte mir zu Themen Gedanken machen, über die ich noch nie nachdachte – oder zu viel.

Themenvielfalt

Wie schon oft angeteasert besticht der Podcast mit einer Themenvielfalt. Es begann damit, dass sie ein LGBTQIA+ Podcast sein wollten (und immer noch sind), der eigentlich mit dummen Klischees – wie “Lesben spielen alle Fussball? Ach, papperlapapp!” – aufräumen möchte. Sie machen anfangs nicht einmal ihre eigene Beziehung zum Thema. Doch irgendwann kam es beiläufig zur Sprache und genauso beiläufig erzählen sie von früheren Beziehungen, Affären und eigenen Erfahrungen zum Thema Coming Out. Der Podcast wächst von Folge zu Folge und auch das Selbstbewusstsein der beiden wird spürbar gefestigter. Der Gin wird eingetauscht mit ernsten Studien zu Themen wie “Toxische Beziehungen”, “Vergleiche und Selbstzweifel” oder “Verliebtsein”.

Was das alles mit LGBTQIA+ zu tun hat? Na ja, es wird viele überraschen, aber auch wir aus der Nicht-Hetero-Welt haben sowas wie Gefühle. Auch wir verspüren Liebe, haben Zweifel, sehnen uns nach Anerkennung. Wir laufen eben nicht nur bunt und schrill rum und wollen mehr Sichtbarkeit. Genau wie Feministinnen nicht nur nackt, schreiend durch die Straßen laufen und Männer “hassen”. Und all das beweisen Marie und Julia, die eben selbstverständlich von ihren Erfahrungen sprechen. Das Paar aus Düsseldorf zeigt eben, was (eigentlich) längst selbstverständlich sein sollte: Menschen lieben Menschen und das okay. Love is Love. Wir alle haben ähnliche Probleme.

Wo ihr die Sumpfdotterblumen findet

Den Podcast “Ach, papperlapapp” findet ihr auf allen gängigen Plattformen, auf denen Podcasts angeboten werden. Mittlerweile haben sie auf Podimo sogar einen exclusive Podcast, in dem sie Themen aus dem “Motherpodcast” auspacken: “Pack aus – Ach, papperlapapp hört zu”.

Veröffentlicht von Heffa Fuzzel

Als ich 2010 mit dem Bloggen begann, war es noch für die Familie, die mein Leben in der neuen Stadt miterleben sollte. Das Studium endete 2016 und ich bin immer noch Bloggerin. 2012 bin ich unter die Buchblogs gegangen. Mittlerweile gibt es auf meinem Blog nicht nur Bücher, sondern auf Filme, Serien und andere Dinge, die mich im Leben bewegen. Seit einigen Jahren bin ich verstärkt in der Sapphic Bubble unterwegs und konsumiere hier die verschiedenen Geschichten.

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