[Rezension] Buch-Rezension | Audrey Coulthurst, Paula Garner: "Starworld"
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Buch-Rezension | Audrey Coulthurst, Paula Garner: “Starworld”

Im Kunstunterricht bemerkt Zoe Miller ein Bild, gemalt von ihrer unscheinbaren Mitschülerin Sam Jones. Sam ist Zoe bisher nie aufgefallen, das Bild hinterließ jedoch einen bleibenden Eindruck. Die beiden treten in Kontakt und auf magische Weise und durch ein wenig Zufall, entwickelt sich zwischen den beiden jungen Frauen eine besondere Beziehung. Weil Zoe und Sam eben Charaktere mit einer grandiosen Tiefe sind, die dazu ehrlich zu sich und ihrer Umwelt sein können. Keine wirklich toxischen Momente.

Das Buch sollte daher dringend übersetzt werden. Es ist für junge Frauen mal eine andere Geschichte; eine ehrliche Geschichte. Der Schreibstil überrascht mit seinen einfachen und doch tiefgehenden Worten. Das Buch fesselt und lässt das Lesen sehr emotional werden. Mein persönliches Lesehighlight 2019 und damit eine absolute Leseempfehlung.

Leseeindruck von “Starworld”

Es gibt Sapphic Bücher, die hatte man nicht auf den Schirm. Man entdeckt sie spontan beim Stöbern. “Starworld” habe ich per Zufall entdeckt. Der Klappentext machte mich neugierig. Wie sehr mich dieses Buch überraschen würde, spürte ich bereits mit dem ersten Satz. Seitdem war ich dem Buch völlig verfallen. Ich fühlte mich sofort verstanden. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Sam und Zoe geschrieben, die gleichzeitig die einzigen Kapitel darstellen.

Sam

If I have a superpower, it’s invisibility.

Coulthurst, A., & Garner, P. (2019). Starworld. Somerville, Massachusetts: Candlewick Press.

Die Freundschaft zwischen Sam und Zoe

Im Kunstunterricht könnte alles so sein wie immer, hätte Zoe Miller nicht zufällig das Gemälde von Sam Jones gesehen. Zoe war sofort beeindruckt von der Atmosphäre des Gemäldes, dass sie kurzerhand Sam fragte, es für das Theaterstück zur Verfügung zu stellen. Binnen weniger Minuten hatte Sam die Handynummer des beliebtesten Mädchens der Schule. Außerdem hat Sam einen Crush auf sie, aber davon weiß Zoe natürlich nichts, weil Sam eher unterhalb jeglichen Radars bleibt.

Aus Versehen schreibt Sam eines Tages Zoe eine Nachricht, die eigentlich an ihren besten Freund Will gehen sollte. Zoe antwortete in einer Art und Weise, mit der Sam niemals gerechnet hatte. Es ist der Beginn der besonderen Freundschaft zwischen Sam und Zoe, die fortan in ihrer eigenen Welt Abenteuer erleben. Fernab von all ihren Problemen in der realen Welt.

Charakterentwicklung

Sam Jones ist eine junge Frau im Abschlussjahr. Heimlich schwärmt sie für ihre Lehrerin und auch für die unerreichbare Mitschülerin Zoe Miller. Sam ist begabte Zeichnerin, zockt privat viel mit ihrem besten Freund Will und bleibt ansonsten unter dem Radar. Ihr Traum ist es, eines Tages in der Raumfahrt als Technikerin zu arbeiten. Zoe Miller ist die beliebte Mitschülerin, die zudem nur die besten Noten schreibt und auch sonst sehr engagiert ist. Vor allem die Schauspielerei hat es ihr angetan.

Die beiden treten sehr schnell in der Geschichte in Kontakt und man spürt direkt eine seltsame Verbundenheit. Sam fragt sich, wie die Zoe sie überhaupt wahrnehmen konnte, während Zoe sich fragt, warum Sam so sehr versucht, nicht aufzufallen. Die beiden entwickeln eine sehr enge Text-Freundschaft, als sie eines Tages – wegen einer fehlgeleiteten Text-Nachricht – einen Fantasy-Nerd-Talk beginnen. Die Welt, die die beiden erschaffen, wird zunehmend zu ihrem persönlichen Zufluchtsort und sicheren Hafen.

Einen Haken hat die ganze Sache jedoch. Sam beginnt sich in Zoe immer mehr zu verlieben, während Zoe – in einer Beziehung mit einem Typen – mit anderen Problemen ihres Lebens zu kämpfen hat. Doch irgendwas zieht Zoe zu Sam.

Einfache Worte mit so viel Kraft

Ich weiß nicht, wann ich zuletzt ein Buch gelesen habe, bei dem ich nahezu auf jeder Seite eine Markierung gemacht habe. Es begann mit dem ersten und endete mit dem letzten Satz. Dazwischen habe ich gefühlt 300 weitere Markierungen gemacht. Für jene, die sich fragen, was diese Aussage bedeutet: Die beiden Autorinnen haben einen außergewöhnlichen Schreibstil. Sie haben die Geschichte mit einfachen (englischen) Worten erzählt. Man war an keiner Stelle überfordert. Ich würde das Buch sogar für Englisch-Einsteiger empfehlen.

Das Besondere an diesem Schreibstil sind die Worte, die so viel Kraft zusammen hatten. Bereits mit dem ersten Kapitel, aus Sicht von Sam, schaffen es Coulthurst und Garner das Lesen zu einem Gefühlsaustausch zu machen. Oder anders ausgedrückt, man war sofort auf derselben Wellenlänge mit Sam. Zumindest erging es mir so, weil ich mich Sam so unglaublich nahe gefühlt habe. Ähnliche Struggle im Leben, ähnliche Unsichtbarkeitsgefühle.

Der Schreibstil zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie nicht viel beschreiben mussten, um ein Gefühl zu erzeugen. Das haben die sehr gut ausgearbeiteten Charaktere von allein bewirkt. Und auch das ist ein Markenzeichen des Buchs. Die Charaktere hatten eine unglaubliche Tiefe. Sie haben ähnliche Probleme und doch ganz andere. Irgendwie schafften sie es, sich zu finden, ohne einander gesucht zu haben. Das passt auch zu dem Untertitel, der auf dem Cover steht (“Sometimes the person you need most is the one you expect least” / “Manchmal ist die Person, die du am dringstens benötigst, die, die du am wenigsten erwartest”).

Zoe

My life was once a B-free zone.

Coulthurst, A., & Garner, P. (2019). Starworld. Somerville, Massachusetts: Candlewick Press.

Subtile Andeutungen und Zwischen den Zeilen

Dieses Buch überzeugt also nicht nur mit einem einfachen und doch so gefühlvollen Schreibstil. Was mich zusätzlich total in den Bann gezogen hat, war die Art und Weise, wie sie Hinweise gestreut haben. Da gab es beispielsweise eine Stelle, in der Zoe etwas davon erzählt, dass sie niemals ein B (im Amerikanischen gleichbedeutend mit der in Deutschland bekannten Note 2) bekommt. Sie wäre eine “B-free zone”. Wenn man das B also englisch ausspricht (Bi), dann bekommt die Aussage eine völlig neue Bedeutung. Vor allem, in Anbetracht dessen, wie die Freundschaft zwischen Zoe und Sam sich bis zu der Stelle entwickelt hat.

Natürlich weiß ich nicht, ob es Absicht war oder einfach nur Zufall. Dennoch mag ich genau diese Art, wie hier auf die Situation hingedeutet wurde. Und von diesen Andeutungen und “zwischen den Zeilen” Sätzen, gibt es so unglaublich viele.

Mein Fazit

Was mir persönlich total an dieser Geschichte gefallen hat, war die ehrliche Freundschaft der beiden mit den alltäglichen Selbstzweifeln. Aber sie waren immer ehrlich zueinander und das ist so wunderschön zu lesen. Denn die meisten Romane beginnen mit irgendwelchen Lügen und enden in einem Chaos von noch mehr Lügen. Doch nicht in “Starworld”, was vielleicht auch die Geschichte so unglaublich schön macht. Weil Zoe und Sam eben Charaktere mit einer grandiosen Tiefe sind, die dazu ehrlich zu sich und ihrer Umwelt sein können. Keine wirklich toxischen Momente. Das Buch sollte daher dringend übersetzt werden. Es ist für junge Frauen mal eine andere Geschichte; eine ehrliche Geschichte.

Mein persönliches Lesehighlight 2019. Auch, wenn ich es bereits im September ausgelesen habe und damit noch drei Monate des Jahres verbleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich 2019 ein anderes Buch so bewegen wird, wie es “Starworld” getan hat. Daher kann und muss ich dieses Buch einfach empfehlen.

Auf der Suche nach Romanen über Frauen-Beziehungen, kam ich auf dieses Buch. Es passt perfekt und irgendwie ist es doch anders, als man es erwartet. Aber so unendlich gut und toll. Ich habe nach der ersten Seite geweint, nach der letzten Seite und auch mittendrin. Gelacht habe ich auch sehr viel, weil die Sam und Zoe zusammen eine so tolle Freundschaft entwickeln, dass man einfach nur mitfiebert, -leidet und alles dazwischen mitnimmt. Absolute Leseempfehlung. Und schon jetzt, mein Buch 2019.

Buchdaten

Titel (Original) Starworld
Autorinnen Audrey Coulthurst, Paula Garner
Typ Hardcover
Sprache Englisch
Genre Young Adult, Freundschaft, Liebe, Sapphic, LGBTQIA+
Seiten 352
Altersempfehlung ab 14 Jahren
Erscheinungsdatum 16.04.2019
Verlag Candlewick
ISBN 978-0763697563
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Veröffentlicht von Heffa Fuzzel

Als ich 2010 mit dem Bloggen begann, war es noch für die Familie, die mein Leben in der neuen Stadt miterleben sollte. Das Studium endete 2016 und ich bin immer noch Bloggerin. 2012 bin ich unter die Buchblogs gegangen. Mittlerweile gibt es auf meinem Blog nicht nur Bücher, sondern auf Filme, Serien und andere Dinge, die mich im Leben bewegen. Seit einigen Jahren bin ich verstärkt in der Sapphic Bubble unterwegs und konsumiere hier die verschiedenen Geschichten.

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